Christiane WachsmannChronologie 1946-1971
I. Vorgeschichte der HfG Ulm, 1946-1953
1946-48
Die Ulmer Volkshochschule wird neu gegründet. Ihr Konzept ist geprägt „von der Auseinandersetzung mit dem Faschismus und dem Anspruch, das Denken der Bevölkerung für eine demokratisch-sozialistische Gesellschaftsordnung zu begeistern“.1
In den nun folgenden Jahren wird die vh zu einem geistigen Kristallisationspunkt im Nachkriegsdeutschland. Künstler und Wissenschaftler aller Fachrichtungen kommen zum Unterrichten nach Ulm. Um Inge Scholl und Otl Aicher entsteht ein Netzwerk antifaschistischer Persönlichkeiten. Aicher gründet ein eigenes Büro in Ulm. Er entwickelt das Erscheinungsbild der vh Ulm und arbeitet für zahlreiche lokale Auftraggeber.
1949
Ausgehend von dem Modell der Ulmer Volkshochschule entwickeln Inge Scholl, Otl Aicher und der Schriftsteller und Gründer der Gruppe 47, Hans Werner Richter, die Idee einer Tagesvolkshochschule, die den Namen „Geschwister-Scholl-Hochschule“ tragen soll. Die Zeitschrift „Der Ruf“, die Richter zusammen mit Alfred Andersch und anderen herausgibt, wird von der amerikanischen Besatzungsmacht im Klima des heraufziehenden Antikommunismus verboten.
1950
Erste gemeinsame Diskussion von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher, Hans Werner Richter und dem Schweizer Bauhausschüler und Architekten Max Bill über das Programm der neuen Schule.2 Bill schlägt vor, das Bauhaus als Vorbild zu nehmen. Die amerikanischen Besatzer und Geldgeber für das Hochschulprojekt sind nicht bereit, den politisch links stehenden Hans Werner Richter als Leiter zu akzeptieren. An seiner Stelle wird Max Bill designierter Rektor der neuen Ulmer Hochschule. In der Folgezeit prägt er das Programm. Auf „alles literarische und philosophische beiwerk“ soll nun verzichtet, Politik nur noch im Rahmen der Allgemeinbildung gelehrt werden.3
1951-53
Der Wiener Bildhauer und Gestalter Walter Zeischegg kommt nach Ulm. Im Aufbaubüro der HfG ist er für das an die Hochschule angegliederte Institut für Produktform zuständig. Inge Scholl gelingt es, eine Million DM bei der Industrie, Behörden und anderen Geldgebern als Komplementärbetrag zu der amerikanischen Spende zusammenzutragen. Unterstützt wird sie bei dieser Arbeit unter anderem von der Schriftstellerin Ilse Aichinger, mit der sie eine lebenslange Freundschaft verbindet.
Max Bense hält 1952 an der Ulmer Volkshochschule einen ersten Vortrag.

II. Die erste Generation, 1953-1958
1953/54
Der Unterricht an der HfG beginnt mit der ersten Grundlehre in provisorischen Räumen in der Stadt. Die Bauhauslehrer Walther Peterhans und Josef Albers gehören zu den ersten Dozenten.
Auf dem Ulmer Kuhberg wird das Hochschulgebäude errichtet. Studenten der Bauabteilung helfen bei den Planungen.
Für die Informationsabteilung gibt es nach dem Ausscheiden von Hans-Werner Richter aus dem Kreis der Gründer keinen Verantwortlichen, nur die Absicht, dort Werbung und Journalismus zu unterrichten.
1954/55
Die einzige Informations-Studentin in spe ist Margit Staber. Sie besucht in ihrem ersten Studienjahr die für alle gemeinsame Grundlehre. Der Bauhauslehrer Josef Albers ist zum zweiten Mal in Ulm. Hans Gugelot entwickelt mit seinen Studenten die neuen Radiogeräte für die Firma Braun, Otl Aichers Plakate prägen das Erscheinungsbild der Ulmer Volkshochschule.
Max Bense hält an der HfG eine Vorlesungsreihe mit dem Titel „Einführung in die Philosophie, in die Semantik und in die Kybernetik“. Gleichzeitig entwickelt er einen „Experimentellen Lehrplan“ für die Informationsabteilung an der HfG.4
Seit Beginn des Jahres 1955 wird nicht mehr in den Räumen der vh in der Stadt, sondern im neuen Hochschulgebäude unterrichtet. Die Studenten helfen beim Ausbau.
Staber schreibt in diesem und den folgenden Jahren zahlreiche Texte über die Hochschule, ganz im Sinn von Max Bill.5
Auch in der ära Bill ist die Idee nicht verschwunden, den Studenten eine grundlegende Allgemeinbildung mit auf den Weg zu geben. Dafür steht nun das Fach „Kulturelle Integration“. In dessen Rahmen unterrichtet der Schweizer Kunsthistoriker und Regisseur Hans Curjel 6 Zeit- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Im Frühjahr 1955 hält er eine Vortragsreihe über das Bauhaus. Auch der Ethnologe Erich F. Podach hält Vorlesungen an der HfG.7 Aus Karlsruhe versucht man, den Kunsthistoriker Berthold C. Hackelsberger als Dozenten für die „Kulturelle Integration“ zu verpflichten 8, doch die Pläne scheiterten.
Der argentinische Maler und Gestalter Tomás Maldonado kommt auf Einladung von Max Bill nach Ulm. Nach der ersten, noch von den Bauhäuslern geprägten Phase, übernimmt Maldonado jetzt die Leitung der Grundlehre.

1955/56
Zum Schuljahresbeginn werden die HfG-Gebäude offiziell eingeweiht. Margit Staber ist die einzige fortgeschrittene Informations-Studentin. Die späteren Informations-Studenten Gui Bonsiepe, Ilse Grubrich, Cornelia Koch, Elke Koch-Weser absolvieren die Grundlehre, ebenso Detten Schleiermacher, der sich für eine potentielle Filmausbildung in dieser Abteilung interessiert und zum Schuljahrsende die Schule wieder verlässt. Gemeinsam mit seiner Assistentin Elisabeth Walther leitet Max Bense die Abteilungsarbeit Information. Im Bereich „Kulturelle Integration“ hält er Vorlesungen für alle Studenten: „Philosophie und Methodologie, Weltanschauungsformen und Systeme“, sowie für Fortgeschrittene über „Allgemeine ästhetik“. Walther hält acht Vorlesungen mit dem Titel „Beispiele aus dem französischen Geistesleben der Gegenwart“ über den Begriff der Freiheit.9
Der Sekretär von Max Bill und Kunsthistoriker Eugen Gomringer vermittelt Literaturgeschichte in der Information und schreibt selbst konkrete Poesie, der Schweizer Fotograf Ernst Scheidegger unterrichtet in diesem und dem folgenden Studienjahr Fotografie.
Im März 1956 tritt Max Bill als Rektor zurück. Ein Rektoratskollegium übernimmt die Leitung der Schule (Aicher, Gugelot, Maldonado, Vordemberge-Gildewart).

1956/57
Die Informationsabteilung hat jetzt fünf Studierende, von denen vier das Studium mit einem Diplom abschließen werden. Die Räume der Informationsabteilung befinden sich in direkter Nachbarschaft zur Bibliothek.
Die Abteilungsarbeit leiten nach wie vor Bense und Walther. Walther hält weitere Vortragsreihen, über „Moderne Denkformen“ und „Theorie und Praxis philosophischer Wörterbücher“. Bense unterrichtet zusätzlich das Fach „Theorie und Methoden der Kommunikation und Information“.
Mit Bense und Walther sitzt nun manchmal die Literaturwissenschaftlerin und Philosophin Käte Hamburger im Zug nach Ulm.10 Seit ihrer Rückkehr aus dem schwedischen Exil unterrichtet sie an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Ihren ersten Vortrag in Ulm hält sie gleich zu Beginn des Studienjahres über „Film und Epik“ im Rahmen der Mittwoch-Vorträge. Diese Institution regelmäßig wiederkehrender, für alle Studenten verpflichtende Vorträge ist eines der wenigen Kontinua in der HfG-Geschichte und sorgt immer wieder für geistige Anregung – dient aber auch dazu, neue Dozenten kennenzulernen und ihnen die Schule vorzustellen. Auch die Studenten der anderen Abteilungen setzen sich im Rahmen der Grundlehre bei Eugen Gomringer mit dem Darstellungsmittel Sprache auseinander.
Am Anfang des Studienjahres kommt Hans Magnus Enzensberger nach Ulm und unterrichtet in der Informationsabteilung. Enzensberger hat im vergangenen Jahr seine Promotion abgeschlossen und arbeitet in Stuttgart beim Süddeutschen Rundfunk bei Alfred Andersch.11 Er bleibt nur drei Monate. Sein Nachfolger für den Rest des Jahres ist der Schriftsteller Albrecht Fabri. Fabri und Max Bense kennen sich aus den 1930er Jahren. Beide gehörten in Köln der antifaschistischen „Rheinischen Gruppe“ um den Künstler Goswin Peter Gath an.12
Erich Franzen lehrt in diesem Jahr Soziologie in den Abteilungen Visuelle Kommunikation und Information, der Kunsthistoriker Hans-Günther Sperlich Kulturgeschichte in der Grundlehre und den Abteilungen. Franzen ist Sozialpsychologe, Rechts- und Literaturwissenschaftler. 1951 war er aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt und hatte zunächst als übersetzer und Theaterkritiker bei der von der amerikanischen Besatzungsmacht herausgegebenen Neuen Zeitung gearbeitet.13 Nun hofft er auf eine dauerhafte Arbeit als Dozent der HfG.14
Im Frühjahr geht die ära Bill an der Ulmer Hochschule endgültig zu Ende. Bill verlässt die HfG wegen „unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten“. Ein Teil der Studentenschaft, darunter Margit Staber, folgt ihm nach Zürich und beendet das Studium im „Freien Atelier Bill“.
1957/58
Die anderen vier Studierenden der Informationsabteilung werden nach wie vor von Bense und Walther unterrichtet. Nachwuchs aus den Reihen der Studenten der letztjährigen Grundlehre gibt es keinen. Bense ergänzt seinen Fächerkanon nun um das Fach Wissenschaftstheorie, Tomás Maldonado lehrt Semiotik für Studenten aller HfG-Abteilungen.
Einen Lehrauftrag mit dem Thema „Textierungen“ erhält in diesem Jahr der Heidelberger Schriftsteller und Journalist Gert Kalow. Kalow lebt als freier Autor in Heidelberg und unterhält zahlreiche Kontakte zu Intellektuellen der jungen Bundesrepublik. In der Grundlehre gibt er außerdem eine „Einführung in die Publizistik“.

Der Redakteur Bernd Rübenach (Südwestfunk) kommt in diesem Jahr ebenfalls nach Ulm. Er unterrichtet das Fach „Rundfunktextierung“. Bense und Walther verlassen die HfG im Frühjahr 1958. Die Fächer „Informationstheorie“ sowie „Wissenschaftstheorie“ und „Mathematische Operationsanalyse“ übernimmt im letzten Quartal der Mathematiker Horst Rittel.
Eine praktische Ausbildung in Typografie erhalten die Studenten bei Friedrich Querengässer, einem Mitarbeiter von Otl Aicher, und seit Anfang 1958 bei dem englischen Typografen Anthony Frøshaug.
Fotografie unterrichtet der Amerikaner Thomas Rago, dessen Aufenthalt in Ulm für ein Jahr mit einem Fullbright-Stipendium finanziert wird. Im Mai 1958 kommt der Schweizer Fotograf Christian Staub als Dozent an die Ulmer Hochschule.
Das Fach Soziologie wird zunächst wieder von Erich Franzen, seit März von dem Soziologen Hanno Kesting unterrichtet. Kesting hat an der Heidelberger Universität studiert und gehört zum Kreis derjenigen, die sich regelmäßig in Kalows Wohnung in Heidelberg treffen.15 Er erhält eine feste Dozentenstelle an der HfG.
In diesem Jahr wird außerdem ein Faltblatt gedruckt, das gesondert für das Studium in der Abteilung Information wirbt.16

III. Die zweite Generation, 1958-1962
1958/59
Zu Beginn des Studienjahres wird eine Ausstellung zum fünfjährigen Bestehen der HfG in der Aula gezeigt. Anfang 1959 erscheinen die ersten drei Ausgaben der Zeitschrift „ulm“. Verantwortlicher Redakteur ist Hanno Kesting, gestaltet wurden sie von Anthony Frøshaug.17 Während die Studenten des 4. Studienjahres nun ihre Diplomarbeit beginnen, fängt eine neue Studentengeneration in der nun teilweise spezialisierten Informations-Grundlehre zu studieren an: Dolf Sass, Fred Weidmann, Jürgen Freuer, Peter Heck, Oskar Wehling. Bereits im Verlauf dieses Jahres erhalten sie abteilungsspezifischen Unterricht bei Gert Kalow („Presse/Publizistik“), Bernd Rübenach („Rundfunkfragen“), sowie Joachim Kaiser. Daneben gibt es noch die allgemeinen, für die Studenten aller Abteilungen verbindlichen Grundlehre-Fächer, darunter Soziologie (Kesting), Kulturgeschichte (Vordemberge-Gildewart), Semiotik (Maldonado) und Mathematische Operationsanalyse und Wissenschaftstheorie (Rittel).
Weitere Fächer in der Informationsabteilung sind die Fotografie bei Christian Staub (Fotoreportage), Informations- und Sprachwissenschaft bei Horst Rittel, Soziologie bei Hanno Kesting und Literaturgeschichte bei Joachim Kaiser. Kaiser ist Theater-, Literatur- und Musikkritiker, arbeitet unter anderem mit Alfred Andersch zusammen und nimmt auf die Einladung von Hans Werner Richter hin an Treffen der Gruppe 47 teil. Er ist mit Inge Aicher-Scholl befreundet und hatte seit 1955 Vorträge an der Ulmer Volkshochschule gehalten.18
Auch der Bereich Wahrnehmungs-Psychologie kann jetzt abgedeckt werden: Unterstützt durch die Ford-Foundation ist für zwei Jahre der Wahrnehmungspsychologe Henry W. Perrine in Ulm. Im Keller der Schule richtet er ein Forschungsinstitut für optische Wahrnehmung ein. Seine Erfahrungen und Eindrücke von der Schule schildert Bernd Rübenach in dem Rundfunkfeature „Der rechte Winkel von Ulm“, das in diesem Studienjahr entsteht und im Juni 1959 gesendet wird. Bei Otl Aicher entwerfen die Studenten Texte für eine Anzeigenserie.19
1959/60
Die Zahl der Informations-Studenten, die in das 2. Studienjahr Information eintreten, hat sich bereits wieder auf zwei reduziert: Alfred Weidmann und Dolf Sass. In der neuen Informations-Grundlehre studieren Ursula Göritz, Alison Peters, Alf Poss und Erdmann Wingert.
Im 2. Studienjahr unterrichtet der Stuttgarter Journalist Christian Schütze „Textierungen für Reportagen“. Teilnehmer sind, neben Sass und Weidmann, die Kommilitonen aus der Visuellen Kommunikation.
Seit Anfang 1960 ist Gert Kalow fest angestellter Dozent an der HfG, sowie Leiter der Informationsabteilung.
Im Mai 1960 findet in der HfG eine Hörspieltagung der Gruppe 47 gemeinsam mit dem Nord- und Westdeutschen Rundfunk statt.20

1960/61
Mit Alf Poss, Erdmann Wingert und Dolf Sass hat die Informationsabteilung drei reguläre Studenten. In der Grundlehre gibt es weitere Interessenten: Herwig Birg, Harry Kaas, Lieselotte Kappler und Jacqueline Stassin.
Gert Kalow unterrichtet weiterhin „Sprache“ in der Informationsabteilung und im letzten Quartal ein gemeinsames „Seminar Sprachwissenschaft“ für die Information und die Visuelle Kommunikation.21 Seit Anfang des Studienjahres ist er außerdem Vorsitzender des Rektoratskollegiums der HfG.
Zu den Informations-spezifischen Fächern gehört nach wie vor die von Rübenach unterrichtete „Rundfunk-Technologie“. Im letzten Quartal des Jahres nehmen daran auch die Grundlehre-Studenten des gesamten Kommunikations-Sektors teil, in dem die Abteilungen Visuelle Kommunikation und Information nun zusammengefasst sind.
Den Unterricht im Fach Soziologie, auch in der für den Kommunikationssektor ausführlichen Teil „Soziologie der Information“ übernimmt nach dem Ausscheiden Horst Rittels der Politikwissenschaftler Iring Fetscher. Literaturgeschichte für die Abteilungen Information und Visuelle Kommunikation wird von dem Literaturkritiker und übersetzer Hans Hennecke unterrichtet.
Gert Kalow ist überzeugt, dass die HfG ein Tonstudio braucht und wirbt zu diesem Zweck bei fast allen Sendern der Republik um Spenden.

Im März 1961 erscheint die erste Ausgabe der Studentenzeitschrift „output“. Das Gründungsteam besteht aus Studenten des zweiten und dritten Studienjahres.22 Lieselotte Kappler ist die einzige Beteiligte aus der Informationsabteilung.23 Sie wollen der offiziellen Selbstdarstellung der Hochschule in den „ulm“-Heften ihre eigene Sichtweise gegenüberstellen.
1961/62
Die gemeinsame Grundlehre an der HfG wird abgeschafft. Die einzige neue Studentin der Informationsabteilung wird in den Grundlagenfächern wie Farbübungen, Fototheorie, Semiotik und anderen gemeinsam mit dem 1. Studienjahr der Visuellen Kommunikation unterrichtet. Dazu gehört auch das Fach „Sprache und Sprachwissenschaft“, das der Philosoph, Soziologe und Mathematiker Hans-Werner Arndt in den folgenden Jahren regelmäßig unterrichten wird.
Herwig Birg, Harry Kaas, Lieselotte Kappler und Jacqueline Stassin sind jetzt im 2., Alf Poss und Erdmann Wingert im 3. Studienjahr. Auch für sie findet der Unterricht in vielen Fächern gemeinsam mit den Studenten der Visuellen Kommunikation statt.
Für Dolf Sass hat das Diplomjahr begonnen. Zu Beginn des Studienjahres hat die Abteilung acht Studenten, von denen aber sechs ihr Studium noch vor Ende des Studienjahres vorzeitig beenden.24
Der Kultursoziologe und Schriftsteller Nikolaus Sombart, Gründungsmitglied der Gruppe 47, kommt im dritten Studienquartal auf Gert Kalows Initiative an die HfG. Er hält ein philosophisches Seminar für die verbleibenden zwei Studenten der Information und diejenigen der Visuellen Kommunikation.
Gert Kalow hat ein Stipendium der Rockefeller-Stiftung bekommen und sich für dieses Jahr beurlauben lassen. Er ist nur sporadisch in Ulm und lässt sich in der Abteilungsarbeit von dem Publizisten und Soziologen Harry Pross vertreten, der in diesem Jahr auch das Fach Soziologie unterrichtet.
Gleichzeitig gibt es ein erstes größeres Film-Projekt an der Hochschule: Sieben Studenten der Abteilung Visuelle Kommunikation drehen unter der Leitung von Christian Staub den Kurzfilm „Thema Fotografie“.
In vielen Bereichen haben diese ersten Filmstudenten und die Informationsstudenten nun gemeinsamen Unterricht: Bei Käte Hamburger etwa, die noch einmal einige Vorlesungen hält, Filmdramaturgie bei Edgar Reitz, Filmgeschichte bei dem Regisseur und Drehbuchautor Theodor Kotulla und Literaturgeschichte bei dem Theaterwissenschaftler Wilfried Passow. Ludwig Heck und Rolf Thiele unterrichten „Rundfunk-Technologie“ in dem endlich fertig gestellten Tonstudio.

IV. Die dritte Generation, 1962-1971
1962/63
Gert Kalow kann sein Stipendium noch einmal um drei Monate verlängern.25 Als er im Januar 1963 zurück an die Schule kommt, gibt es in der Abteilung Information fast keine Studenten mehr: Alf Poss schreibt sein Diplom, und die beiden neu aufgenommenen Studenten – Peter Michels und Jürgen Schmidt –, haben den gleichen Stundenplan wie die Studenten der Abteilung Visuelle Kommunikation.
1963/64
Peter Michels geht für ein Jahr nach Berlin, wo er an der Freien Universität Publizistik studiert. In der Informationsabteilung gibt es noch genau zwei Studenten, die in diesem Jahr von Gert Kalow unterrichtet werden. Peter Ladiges übernimmt ebenfalls einen Teil der Abteilungsarbeit, zieht es dann aber vor, eine Stelle als Dramaturg beim Südwestrundfunk anzunehmen.26
Bei dem Schriftsteller und Hörspiel-Autor Paul Pörtner erhalten die beiden verbleibenden Studenten so etwas wie Einzelunterricht: Sie planen ein experimentelles Hörspiel, das sie dann zusammen mit ihm in München aufnehmen.27
1964/65
Peter Michels kehrt aus Berlin zurück, das Jahr dort wird ihm für sein Studium an der HfG angerechnet. Ein Teil des Unterrichtes der Abteilung Information findet mit der Filmabteilung gemeinsam statt, unter anderem der Unterricht bei Detten Schleiermacher, Tomás Gonda, Gui Bonsiepe und Bernhard Dörries.28 Hans-Dieter Müller, Lektor beim Walter-Verlag in Olten,29 unterrichtet in diesem und dem folgenden Jahr das Fach „Sprache/Texte/Dokumentation“ in den beiden Abteilungen.
1965/66
Michels und Schmidt schreiben an einer gemeinsamen Diplomarbeit über die Wiedervereinigung Deutschlands.
Hans-Werner Arndt unterrichtet jetzt statt Sprachwissenschaft „Strukturtheorie“, danach erhält er keinen weiteren Lehrauftrag mehr.
1966/67, 1971
Joachim Heimbucher und Christian Lafrenz, zwei Studenten an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK), wechseln für ein Gastsemester in die Abteilung Visuelle Kommunikation der Ulmer HfG. Heimbucher bleibt in Ulm. Im Jahr 1971 werden er und Peter Michels eine gemeinsam verfasste Diplomarbeit am Ulmer Institut für Umweltplanung (IUP) vorlegen, der Nachfolgeinstitution der Hochschule für Gestaltung. Das Thema lautet: „Bauhaus – HfG – IUP.“
